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Vollversammlung des ÖRK, August 2022
Was zwei Teilnehmerinnen berichteten

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Carola Ritter:
Am vorletzten Tag der Vollversammlung konzentrieren sich die Plenarsitzungen und die Arbeit der Delegierten auf die Abstimmung der Abschlussdokumente. Hierzu muss am Ende votiert werden in dem auf der gesamten Versammlung eingeübten Konsensverfahren.Im Brunnenprogramm fanden die letzten der insgesamt über 90 Workshopangebote statt.
Unter dem Titel „Go for Gender Justice“ leitete ich Workshop Nr. 81, um das gleichnamige Projekt vorzustellen.Das in der EKD von 2019 – 2022 entwickelte und erprobte Projekt greift die Idee des vom ÖRK 2013 in Busan initiierten „Pilgerwegs für Gerechtigkeit und Frieden“ auf und fragt konkret nach Geschlechtergerech-tigkeit in den jeweiligen Kontexten und Kirchen.
In 9 regionalen und vielen lokalen Etappen pilgern Menschen gemeinsam, erkunden dabei Hoffnungs- und Schmerzpunkte und treten öffentlich für Geschlechtergerechtigkeit ein. Zur Planung und praktischen Vorbereitung lokaler Pilgervorhaben in der eigenen Gemeinde entwickelten wir einen Leitfaden, der auch in Englisch und Italienisch vorliegt. Ziel des Workshops war die Vorstellung des Projektes anhand von Imagefilmen und die Weiterführung der Idee in andere Kontexte und Kirchen weltweit.
Zur Übersetzung hatte sich Forums-Freundin Johanna Friedlein kurzfristig einbinden lassen.Teilgenommen haben 15 Frauen und 2 Männer aus drei Kontinenten, die sich mit ihren jeweiligen Hoffnungs- und Schmerzpunkten zum Thema vorstellten und diese Wahrnehmungen auf Zetteln in Form von Fußspuren festhielten. Diese Spuren legten wir zu einer Wegstrecke, die symbolisch aus dem Raum herausführten.
Wir hoffen, dass Engagierte und Pilgerbegeisterte sich auf dem Weg machen und ihre eigenen Erkundungs- und Hoffnungspfade planen. Weitere Informationen finden sich dafür unter „go-for-gender-justice.de“

Dienstag, 6.9.2022 auf der Vollversammlung in Karlsruhe
Irmhild Buttler-Klose

Neben dem umfangreichen Programm der Vollversammlung auf dem Kongressgelände gibt es weitere Themenangebote in der Stadt. In acht Zentren, in denen jeweils ein eigenes Thema bearbeitet wird, finden unter der Koordination der Landeskirche Veranstaltungen statt, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Zusätzlich gibt es noch die „Casa Comun“ mit einem völlig eigenständigen Themenangebot von AktivistInnen der ökumenischen Basis.

Diese casa comun wollte ich heute kennenlernen, denn dort stand der Tag unter der Überschrift „Feminismus“. Das Gebäude im sogenannten Stadtkloster südlich des Hauptbahnhofs war überraschend wenig besucht. Ein Grund dafür war, dass gleichzeitig in den anderen Zentren interessante Themen angeboten wurden oder bekannte Redner sprachen. So machten die Veranstaltungen sich gegenseitig Konkurrenz. Im Stadtkloster fand ein Workshop zum Thema „Frauenstreik“ statt, an dem ich mit 15 anderen Personen teilnahm. Eine Referentin vom Institut für Theologie und Politik in Münster sprach über die Kampagne für einen Frauenstreik am 8. März. Mit diesem Streik sollte gezeigt werden, wie wichtig die Frauen in der Arbeitswelt, aber auch im Haushalt und in der Care-Tätigkeit sind. Teilnehmerinnen aus der Schweiz berichteten spontan von dem erfolgreichen Frauenstreik 1991 und einer Wiederholung der Aktion im Jahr 2019, an die sich auch die Kirchen anschlossen.

Das Angebot in der „casa comun“ ermöglichte einen persönlichen Austausch über wichtige Themen und vielfältige Begegnungen in kleinem Rahmen, wobei die internationale Beteiligung gering war. Bereichert wurden die Gespräche durch die Anwesenheit von Schweizern und Schweizerinnen. Im Gegensatz zum Kongresszentrum wurde hier überwiegend deutsch gesprochen.

Am Abend ging ich zurück zum Kongresszentrum und erlebte ein eindrückliches Abendgebet mit vielen Gesängen, das von zwölf schwarz gekleideten Geistlichen aus orientalisch-orthodoxen Kirchen gestaltet wurde.

Sonntag, 4.9.2022 auf der Vollversammlung: Exkursion IIFür mich ging es an diesem Tag in einer 50-köpfigen Gruppe im ICE nach Basel. Wir besuchten das historische Gebäude der Basler Mission - heute „mission 21“ – und feierten dort einen kleinen Gottesdienst mit Gitarrenbegleitung und viel Gesang. Ein geflüchteter ukrainischer Pfarrer hielt die Ansprache. Wir fuhren nach einem Mittagessen hinüber nach Kleinbasel auf der anderen Rheinseite, einem ärmeren, multiethnisch bewohnten Stadtteil. In der dortigen stattlichen neogotischen Kirche St. Matthäus wurden wir begrüßt durch das Solospiel einer Albhornbläserin. Die Kirche ist inzwischen viel zu groß für die wenigen evangelisch-reformierten Gottesdienstbesucher an den Sonntagen. Der gebürtige Burmese Thawn Mang stellte uns ein neues Konzept zur Belebung des Kirchengebäudes vor. Es richtet sich vor allem an die vielen Alleinlebenden im Stadtteil, die sich an Sonntagen einsam fühlen. Es gibt jetzt sonntags ein ganztägiges geselliges Angebot mit gemeinsamer Essenszubereitung, gemeinsamen Mahlzeiten und einer Abendandacht als Abschluss. Dieses Angebot ins „Sonntagszimmer – offen von acht bis Nacht“, das es seit 12 Jahren gibt, wird gerne angenommen von Menschen mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen. Es ist ein Projekt des gesamten Kantons Basel und wird durch Spenden finanziert. Nach einem Schlussgebet, das spontan von einer afrikanischen Tagungsteilnehmerin gehalten wurde, traten wir die Rückfahrt an.

Der Freitag (2. Sept. 2022) auf der Vollversammlung - Irmhild Klose

Jeder Tag steht hier unter einem biblischen Motto. Heute war das “Die Liebe Christi lässt uns lieben“. Dazu stand heute Lukas 10; das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter im Mittelpunkt.

Der Tag begann wieder mit einem einstündigen Morgengebet/Morning Prayer im großen Andachtszelt inmitten des Kongresszentrums. Wieder wechselten die Sprachen.

Es folgte ein Ortswechsel in die Schwarzwaldhalle, in der das 90minütige zweite thematische Plenum stattfand, das dem Thema Europa gewidmet war. Natürlich stand der Ukrainekrieg im Vordergrund. Aber bevor es losgehen konnte, wurden noch, wie am Vortag, zwei Grußbotschaften zu Gehör gebracht, die vom ÖRK-Generalsekretär Sauca eingeführt und entgegen genommen wurden. Zunächst sprach Theodosius, der Metropolit der Mar Thoma Syrian Church of Malabar. Diese indische Kirche gehört zu den Gründungsmitgliedern des ÖRK.

Das zweite Grußwort kam von Frau Professor Azzam Karam, der Generalsekretärin von „Religions of Peace“. Die kleine agile Muslima aus New York mit einem locker um den Kopf gewickeltem Schal begrüßte die Versammlung mit dem Hinweis, dass Christi Liebe für alle Menschen gelte, und rief zum Frieden auf. Die Zuhörer klatschten begeistert.

Zur Situation in der Ukraine sprachen zunächst zwei Würdenträger der ukrainisch-orthodoxen Kirche und später zwei junge Erwachsene aus dem Land. Nebenbei erfuhren wir, dass die ukrainisch-orthodoxe Kirche die Aufnahme in den ÖRK beantragt hat. Neben Schilderungen der Lage in der ukrainischen Bevölkerung wurde appelliert, die Wahrheit über diesen Krieg zu verbreiten und die Ukrainer in ihrem Kampf nicht allein zu lassen. In Bezug auf den heutigen Bibeltext identifizierten sich die ukrainischen Redner mit dem unter die Räuber gefallenen Opfer. Auch Vertreter von Hilfsaktionen kamen zu Wort, Dagmar Pruin von Brot für die Welt und ein Vertreter der KEK. Es gab keine Stellungnahme der russisch-orthodoxen Kirche. ..................

Vom 29. – 30. 8. 22 fanden in Karlsruhe vier parallele Vorversammlung zur 11. Vollversammlung des ÖRK statt.

Unter dem Motto „Just Community of Women and Man“ diskutierten ca 200 Teilnehmende, Frauen* und Männer* miteinander. Dazu gehörten Delegierte der Vollversammlung, Vertreterinnen von Verbänden und Gruppen, wie dem ÖFCFE und hinzugezogene Expert*innen. In Bibelarbeiten, Workshops und Panels teilten sie Erfahrungen und Hoffnungen. Dabei benannten sie Ungerechtigkeiten und formulierten Forderungen, die im nachfolgenden Bericht zusammengefasst sind.

Der Pre-Assembly Report  - Abschlußbericht zum Thema "Just Community of Women and Men" vom  28./29.8. beginnt  im englischen Original mit zwei Bibelzitaten.

 And will not God grant justice to his chosen ones who cry to him day and night? (Luke 18:7)
                       Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen?

For wisdom opened the mouths of those who were mute… (Wisdom of Solomon 10:21)
                       Denn die Weisheit öffnete den Mund der Stummen

Sie finden den Originaltext hier:

 

 

JCWM Pre-Assembly (*.pdf-Datei, 129 KB)